Das Dilemma mit der Berichterstattung

Ein Thema, was uns schon seit Beginn unseres Freiwilligendienstes begleitet ist die Berichterstattung. Was und wen wollen wir Teilen? Wie stellen wir Situationen dar? Welche Wortwahl ist angemessen? Über diese und weitere Fragen machen wir uns immer wieder Gedanken, wenn es heißt, etwas auf Instagram oder unserem Blog zu teilen. Wir merken dabei jedes Mal, wie unsicher uns das alles macht und wie sehr es uns beschäftigt, wie unsere Beiträge bei euch Empfänger*Innen aufgenommen werden. 

Auf unserem Zwischenseminar haben wir uns genau damit auch nochmal auseinandergesetzt. Dabei kam die Idee auf, dass wir mit dieser Unsicherheit ja nicht allein bleiben müssen, sondern sie auch mit euch teilen können. Und genau das machen wir jetzt. 

Wir möchten euch natürlich einen authentischen Einblick in unsere Lebensrealität und unsere Erfahrungen geben. Genau deswegen müssen wir gut darauf achten, welche Situationen wir teilen wollen. Zeigen wir etwas, was wirklich zum Leben hier im Norden Ugandas dazugehört oder ist es nur ein Aspekt, der uns aus unserer Perspektive als „besonders“ oder „herausstechend“ vorkommt und wir deswegen das Bedürfnis haben, Menschen davon zu berichten? Man tendiert ja generell gerne dazu, über „Sensationen“ zu reden. Erzählen wir damit eine „Single Story“ und bedienen wir nur Klischees? 

Andererseits muss man eben auch sehen, dass es durchaus Stereotypen gibt, die Realität vieler Menschen hier sind. Da muss man dann genau aufpassen, dass man gleichzeitig nicht versucht, die Realität zu beschönigen, nur aus dem Grund, keine Klischees wiederspiegeln zu wollen. Ein Dilemma also. Wir haben schließlich auch nur die Erfahrungen, die wir spezifisch in unserem Projekt gemacht haben. Man kann also eigentlich keine Verallgemeinerungen treffen. Es ist daher super schwierig für uns, eine gute Balance zu finden und ausgewogen zu berichten.

Um nochmal speziell auf Fotos einzugehen: Auch hier fällt es uns immer wieder schwer, die passenden Bilder zu unseren Worten auszuwählen. Häufig sind auf diesen Bildern Gesichter vieler Kinder zu sehen. Diese möchten wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mit euch teilen. Andere passende Bilder zu finden, ist dann häufig schwierig. Zusätzlich wollen wir genau darauf achten, welche Rolle wir auf den Fotos haben und welche Machtverhältnisse wir damit darstellen, Stichwort White Saviorism. Häufig gehen wir dann auf Nummer sicher und posten keine Fotos, auf denen wir zusammen mit den Menschen, mit denen wir arbeiten, abgebildet sind. Können wir so jedoch überhaupt einen authentischen Einblick geben?

Das gesamte Thema ist super komplex und hat insgesamt viel mit Rassismus und Postkolonialismus, dem bestehenden System zu tun. Wir teilen hier lediglich unsere Gedanken und inneren Konflikte mit euch, sind uns aber auch bewusst, dass der Themenbereich zu umfassend ist, als dass wir alles berücksichtigen und für dieses Format zusammenfassen können. Auch für diesen Beitrag, fanden wir es super schwierig, die richtigen Worte zu finden und hoffen, dass wir euch trotzdem einen kleinen Einblick in unsere Gedanken geben konnten. 

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